Arbeiterbewegung, Reichsbanner und Widerstand in Eutin

Die Geschichte der Arbeiterbewegung in Eutin ist hauptsächlich mit der SPD und den ihr nahestehenden Organisationen, insbesondere dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, verbunden. Bereits im November 1869 wird in Eutin eine Ortsgruppe des „Allgemeinen Deutschem Arbeitervereins“ gegründet. Vor allem in der Revolutionszeit 1918 / 19 und bei der Niederschlagung des Kapp-Putsches im März 1920 hat die SPD eine führende Rolle in Eutin gespielt, sie hat aber anschließend die Politik der Stadt nicht maßgeblich bestimmt. Der Grund dafür liegt vor allem in der für die Partei ungünstigen Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur der Stadt. Bei den Reichstags- und Landtagswahlen lag der Anteil der SPD trotzdem jeweils zwischen ungefähr 40 (1919) und 25 Prozent (1932). Die Kommunistische Partei spielte dagegen in Eutin, anders als in den eher industrialisierten Randgemeinden Lübecks (Stockelsdorf, Rensefeld, Bad Schwartau), nur eine geringe Rolle.

Führende Vertreter der Eutiner SPD bis 1932 / 33 waren der Vorsitzende des Ortsverbandes und Stadt- sowie Landtagsabgeordnete Paul Hensel (1881 – 1965) der auch nach dem Krieg führend am Wiederaufbau der Selbstverwaltung in Eutin beteiligt war, der Journalist und Leiter der Jugendabteilung des Reichsbanners Adolf Buhrke (1908 – 1978) sowie der Landtagsabgeordnete Karl Broschko (1900 – 1972). Als entschiedene Gegner der Nationalsozialisten zogen sie den Hass insbesondere Heinrich Böhmckers auf sich und wurden von der SA verfolgt. Nach dem Tod des SS-Mannes Karl Radke im November 1931 setzte eine von NSDAP und Stadtverwaltung geschürte Hetzkampagne gegen die SPD und ihre Schutztruppe ein, von der sich der Eutiner Ortsverband bis zum endgültigen Verbot 1933 nicht mehr erholen sollte.

Das 1924 gegründete „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ war ein Zusammenschluss von SPD, Zentrum und Deutscher Demokratischer Partei (DDP) zum Schutz der 1918 / 19 errungenen parlamentarischen Demokratie („Wehr- und Schutzverband“). Es war mit über drei Millionen Mitgliedern die größte demokratische Massenorganisation in der Weimarer Republik. Die Eutiner Formation des Reichsbanners zählte bald um die 400 Mitglieder, die zu den erklärten Gegnern der Nationalsozialisten, insbesondere der ebenfalls uniformiert auftretenden SA gehörten. Profiliertester Führer des Reichsbanners in Eutin war der SPD-Abgeordnete Karl Broschko. An besonderen Feiertagen (Verfassungstag, Novemberrevolution) fanden in Eutin große Aufmärsche des Reichsbanners statt, und zu Versammlungen werden bekannte Redner nach Eutin geholt, so z. B. der Reichstagspräsident Paul Löbe und der SPD-Vorsitzende Otto Wels. Ein besonderes Ereignis war 1927 die feierliche Einweihung des Gedenksteins für den ersten Reichspräsidenten der Republik Friedrich Ebert, an der über 5.000 Menschen teilnahmen.

Im März 1933 wurde in Eutin eines der vielen frühen Konzentrationslager eingerichtet. Hier, wie auch später im KZ Ahrensbök stellten Kommunisten mit mindestens 40 Prozent die größte Gruppe der Inhaftierten; den zweitgrößten Anteil bildeten Sozialdemokraten, Reichsbannerangehörige und Gewerkschafter mit ungefähr 15 Prozent. Weil die Sozialdemokraten kaum mehr Anzeichen eines organisierten Widerstands erkennen ließen, suchten die NS-Machthaber nach anderen Vorwänden, um die Parteiführer zu inhaftieren. So wurde der Leiter des

Konsumvereins, Paul Hensel, im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen verhaftet, Karl Broschko, Adolf Buhrke und andere Sozialdemokraten im Zusammenhang mit dem Tod des SS-Manns Karl Radke.

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