11. Regierungsgebäude

Lübecker Straße 41

Dies war bis 1937 der Regierungssitz des Landesteils Lübeck. Von 1932 an bis zur Eingliederung des Landesteils in die preußische Provinz Schleswig-Holstein amtierte hier der SA-Führer Heinrich Böhmcker. Bereits bei seinem Amtsantritt kündigte der wegen seiner Brutalität auch als „Latten-Böhmcker“ bekannte Regierungspräsident an, er werde jeden, der sich gegen die NSDAP stellt, rücksichtslos bekämpfen. Kurz vor Kriegsende bekam das Gebäude noch einmal für ein paar Tage Bedeutung, als das aus Berlin geflüchtete Rumpfkabinett der Reichsregierung hier tagte, ehe sich die Minister nach Flensburg absetzten.

Das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude war bis 1937 Regierungssitz des Oldenburger Landesteils Lübeck; es ist heute Sitz der Kreisverwaltung Ostholstein. Von 1932 an amtierte hier der SA-Führer Heinrich Böhmcker als Regierungspräsident, nach der Eingliederung des Landesteils Lübeck in die preußische Provinz Schleswig-Holstein dann von 1937 bis Mai 1945 der Landrat Ernst Sieh. Kurz vor Kriegsende bekam das Gebäude noch einmal für ein paar Tage Bedeutung, und zwar als provisorischer Sitz der Reichsregierung. Das um den 20. April 1945 aus Berlin geflüchtete Rumpfkabinett tagte hier, während der spätere Nachfolger Hitlers, Großadmiral Dönitz, sein Hauptquartier nahe Plön bezog, ehe er sich Anfang Mai nach Flensburg-Mürwik absetzte. Vorbereitungen für eine Absatzbewegung von Teilen der Reichsregierung in das noch weitgehend ruhige Gebiet um Eutin waren bereits Anfang April 1945 getroffen worden. Damit verbunden war auch die absurde Hoffnung, von hier aus Geheimverhandlungen mit den Briten über einen gegen die Sowjetunion gerichteten Separatfrieden führen zu können. Ab dem 21. April 1945 trafen dann einzelne Minister, teilweise wohl deutlich alkoholisiert, aus dem umkämpften und in weiten Teilen zerstörten Berlin in Eutin ein und quartierten sich in der Stadt oder der weiteren Umgebung ein. Darunter befanden sich unter anderem Justizminister Dr. Thierack, Finanzminister Graf Schwerin von Krosigk, Außenminister von Ribbentrop und zuletzt Rüstungsminister Albert Speer, der jedoch bereits am nächsten Tag in das Hauptquartier von Dönitz in Plön übersiedelte. In einigen Eutiner Straßen waren zu diesem Zeitpunkt bereits sogenannte Panzersperren errichtet worden, und auch ein Flak-Zug war nachts auf dem Bahnhof stationiert. Das Rumpfkabinett traf sich dann täglich um 11 Uhr im Sitzungsaal des Landratsamts zu einer Kabinettssitzung unter dem Vorsitz des dienstältesten Ministers Graf Schwerin von Krosigk. Von einer Regierungsführung im eigentlichen Sinn konnte während dieses kurzen Zwischenspiels in Eutin allerdings keine Rede mehr sein, da jeder ministerielle Apparat und überdies auch jede Verbindung mit dem übrigen Reich fehlte. Nachdem der Tod Hitlers bekannt geworden war, trafen sich die Minister ein letztes Mal, beschlossen die Auflösung des Kabinetts und setzten sich in der Nacht nach Norden ab.

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