14 Arbeitsamt

Stolbergstraße 5

Arbeitsamt Lübeck, Nebenstelle Eutin: Die Organisation der Zwangsarbeit

Die Gesamtzahl der im Deutschen Reich eingesetzten Zwangsarbeiter wird auf 13 Millionen geschätzt. In Schleswig-Holstein erreichte der Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter Ende 1944 mit etwa 130.000 Menschen ihren Höhepunkt. Ohne die brutale Ausbeutung von Männern, Frauen und Kindern vor allem aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich hätte die Kriegswirtschaft überhaupt nicht aufrechterhalten werden können. Die Arbeitsämter waren für die Verwaltung und Zuteilung von Zwangsarbeitern zuständig. Die für Eutin und Umgebung zuständige Nebenstelle des Arbeitsamts Lübeck befand sich hier in der Stolbergstraße 5.

Die Aufrechterhaltung der Kriegswirtschaft in Deutschland bis 1945 war überhaupt nur möglich durch die brutale Ausbeutung von Männern, Frauen und Kindern, die aus ganz Europa verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Die Gesamtzahl der im Deutschen Reich eingesetzten Zwangsarbeiter wird auf ungefähr 13 Millionen geschätzt, darunter vor allem sowjetische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene, gefolgt von Polen und Franzosen. Die Zwangsarbeiter teilen sich auf in rund 4,6 Millionen Kriegsgefangene und 8,5 Millionen zivile Zwangsarbeiter. Bei Letzteren versuchte man zunächst eine freiwillige Anwerbung von Arbeitskräften, mit dem Fortschreitend des Krieges wurden aber immer mehr zivile Zwangsarbeiter in dn besetzten Gebieten einfach festgenommen und ins Reichsgebiet verschleppt.

Zwangsarbeiter wurden in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft, aber auch in Privathaushalten beschäftigt. Sie ersetzten die in die Wehrmacht einberufenen deutschen Arbeitskräfte. In Schleswig-Holstein erreichte der Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter Ende 1944 mit über 130.000 registrierten Personen einen Höchststand. Die meisten Zwangsarbeiter, darunter ganze Familien mit Kindern, wurden hier in der Landwirtschaft und in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Die Kriegsgefangenen wurden durch das Oberkommando der Wehrmacht verwaltet, während die zivilen Zwangsarbeiter durch die Arbeitsämter verwaltet wurden.

Die Arbeitsämter bildeten „den Dreh- und Angelpunkt“ bei der Vermittlung von zivilen Zwangsarbeitern. Im Kreis Eutin fiel die Verwaltung und Zuteilung der eingesetzten „Fremdarbeiter“ in den Aufgabenbereich einer Nebenstelle des Arbeitsamtes Lübeck, die seit 1936 ihren Sitz in der Stolbergstrasse 5 hatte. Der gesamte Bestand der Zwangsarbeiterkartei des Arbeitsamtes und damit die wichtigste Primärquelle zu Art und Umfang der Zwangsarbeit im Kreis Eutin wurde in den 1970er Jahren vernichtet. Daher gibt es auch keine verlässlichen Angaben über die Zahl der in Eutin registrierten Zwangsarbeiter und die Art ihres Einsatzes.

Im Stadtarchiv Eutin fanden sich 2024 allerdings eher zufällig noch vereinzelte Unterlagen, in denen Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter eingesetzt worden waren, namentlich aufgeführt sind und die durch einen ungewöhnlichen Umstand erhalten blieben. Es handelt sich dabei um Akten der als Flüchtlingsheim genutzten Jugendherberge aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, auf deren Rückseite sich Unterschriftenlisten von Arbeitskommandos von Kriegsgefangenen finden. Anscheinend hat der Verwalter des Heims Unterlagen eines zuvor in dem Gebäude stationierten Landesschützen-Bataillons 661, das für die Überwachung der kriegsgefangenen Zwangsarbeiter zuständig war, wegen der damals herrschenden Papierknappheit einfach wiederverwendet. Dieses Kapitel der Geschichte Eutins im Nationalsozialismus müsste noch geschrieben werden. Als sicher darf aber gelten, dass so gut wie alle Menschen in der Stadt und im Kreis Eutin Zwangsarbeitern begegnet sind, die auf den Bauernhöfen, in Kleinbetrieben, im Handwerk oder auch in Privathaushalten beschäftigt waren.

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