17 Museum Cap Arcona
Das etwa 17 km von Eutin entfernte Museum in Neustadt erinnert in einer Dauerausstellung an die Bombardierung der Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ durch die britische Royal Air Force am 3. Mai 1945. Die in der Lübecker Bucht liegenden Schiffe, auf denen Häftlingen der aufgelösten Konzentrationslager Neuengamme und Auschwitz-Fürstengrube zusammengepfercht waren, wurden von den Briten irrtümlich für deutsche Truppentransporte gehalten. Bei der Bombardierung starben insgesamt 7.000 Häftlinge. Das Museum informiert auch über weitere Verbrechen in der Endphase des Krieges, die sich in Neustadt ereignet haben.
Das 1990 eröffnete Museum Cap Arcona in Neustadt erinnert an die über 7.000 KZ-Häftlinge, die am 3. Mai 1945 bei dem britischen Großangriff auf die in der Lübecker Bucht liegenden Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbeck“ ums Leben kamen. Zwischen dem 20. und 26. April 1945 hatte die SS mehr als 9.000 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme zu Fuß und in Güterwaggons nach Lübeck deportiert, um die Zeugen der dort begangenen Verbrechen nicht den vorrückenden britischen Truppen zu überlassen. Im Vorwerker Hafen wurden die Häftlinge auf die in der Lübecker Bucht liegenden Frachtschiffe „Thielbek“ und „Athen“ sowie das ehemalige Kreuzfahrtschiff „Cap Arcona“ gebracht. Am 30. April kamen dann noch überlebende Häftlinge eines Todesmarsches aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Fürstengrube hinzu.
Die Bedingungen für die auf den völlig überfüllten Schiffen ohne ausreichende Verpflegung und Wasser zusammengepferchten Häftlinge waren katastrophal. So schildert es beispielsweise der Zeitzeuge Aleksander Nikitowitsch Machnew aus der Sowjetunion, der sich als Häftling auf der „Athen befand: „[Morgens] begann eine schreckliche Arbeit. Wir banden den Toten einen Strick um den Leib, damit sie auf Deck gezogen werden konnten […] Unsere Lage, ohne Trinken und ohne Luft, wurde schlimmer und schlimmer.“
Am 2. Mai 1945 scheiterte die Überstellung von Häftlingen aus dem ebenfalls aufgelösten Konzentrationslager Stutthof bei Danzig unter anderem am Widerstand der Kapitäne der bereits völlig überfüllten „Cap Arcona“ und „Thielbek“. Die Häftlinge trieben daraufhin in Schleppkähnen über Nacht wieder an Land. Etwa 270 von ihnen wurden am Folgetag an Land aufgegriffen und von Marinesoldaten, Gendarmen der Ordnungspolizei, SS-Wachen und Männern des Sicherheitsdienstes misshandelt und getötet.
Am 3. Mai 1945 kommt es dann zu der Schiffstragödie. Die britische Royal Air Force bombardiert im Rahmen eines groß angelegten Angriffs die vor Neustadt in der Lübecker Bucht liegenden Schiffe, weil sie sie für Truppentransporte der Wehrmacht hält. Die „Thielbek“ gerät nach mehreren Treffern in Brand und sinkt innerhalb weniger Minuten. Von den ca. 2.800 sich an Bord befindlichen Häftlingen können sich nur etwa 50 retten. Die „Cap Arcona“, auf der sich mehr als 4.200 Häftlinge befinden, kippt auf die Seite und brennt ebenfalls vollständig aus. Gefangene werden beim Versuch, sich zu retten, von den Besatzungsmitgliedern und SS ins Wasser gestoßen oder erschossen. Hinzu kamen britische Tieffliegerangriffe, die in Verkennung der Situation auf Rettungsboote und sich im Wasser befindende Personen schießen. Lediglich um die 450 Häftlinge überlebten. Die 2.000 Häftlinge, die sich an Bord der „Athen“ befinden überleben, da das Schiff kurz vor der Bombardierung in den Neustädter Hafen beordert wurde.
Viele der insgesamt über 7.000 Toten wurden an den Stränden der Lübecker Bucht bis hin zur Halbinsel Poel und Fehmarn angeschwemmt. Sie wurden in Einzel- und Massengräbern sowie auch auf bereits bestehenden Friedhöfen beigesetzt. In den folgenden Jahren entstanden dadurch eine Reihe von Erinnerungsorten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern und in Schleswig-Holstein, an denen sich während der deutschen Teilung bis 1990 unterschiedliche Formen des Erinnerns etablierten. Der 1948 von Überlebenden initiierte Cap-Arcona-Ehrenfriedhof in Neustadt mit
Gedenkstein und Grabanlagen für 621 Opfer ist seither Ort jährlicher Gedenkfeiern am 3. Mai, an denen Überlebende und deren Nachfahren teilnehmen.
Das Museum Cap Arcona in Neustadt zeigt bis heute eine Dauerausstellung, die die Ereignisse um den 2. / 3. Mai 1945 aufarbeitet. Darüber hinaus sind kostenfreie Workshops und Führungen buchbar. Untergebracht ist das Museum in einem Anbau des Stadtmuseums „zeiTTor“. Aktuell plant die Stadt Neustadt den Neubau eines Cap-Arcona-Dokumentationszentrums. Die Fertigstellung, finanziell unterstützt durch Mittel des Bundes, des Landes Schleswig-Holstein und durch die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, ist für 2028 geplant.
Neben dem Museum und dem Ehrenfriedhof in Neustadt-Pelzerhaken gibt es in der Stadt noch weitere Gedenkorte. So erinnern Gedenkstelen mit Informationstexten im Umfeld des Ehrenfriedhofs an die Tragödie in der Lübecker Bucht; weitere Gedenkorte sind der Friedhof am Parkweg, der evangelische Nord- und Südfriedhof an der Kirchhofsallee sowie der jüdische Friedhof am Grasweg sowie eine Gedenkstele am Lienaupark.
