12 Schloss
Schlossplatz 5
Das Schloss befindet sich im Besitz der Herzöge von Oldenburg. Der letzte Erbherzog, Nikolaus von Oldenburg gehörte seit 1933 der SA an. 1943 wurden im Schloss 160 Bewohner eines ausgebombten Hamburger Pflegeheims untergebracht. Im Laufe der nächsten Jahre kamen weitere Flüchtlinge vor allem aus den Ostgebieten dazu. Allein im Rittersaal des Schlosses waren noch lange nach Kriegsende um die 100 Menschen unter katastrophalen Bedingungen untergebracht. Überhaupt stellte die Unterbringung der weit über 10.000 Flüchtlinge Eutin bis lange nach Kriegsende vor ein großes Problem.
Das Eutiner Schloss trat in der Zeit von 1933 bis 1945 nur gelegentlich in den Blickpunkt. Größere Aufmerksamkeit erreichte es lediglich im Zusammenhang mit dem „Eutiner Dichterkreis“, als es 1938 bei der Gestaltung der Jahrestagung des Dichterkreises zu einer Kontroverse zwischen dem NSDAP-Kreisleiter Meyer und dem Schirmherrn des Dichterkreises, Heinrich Böhmcker, wegen der Durchführung einer Morgenfeier im Rittersaal des Schlosses kam.
Ende 1940 wurden die seit 1919 im Schloss durchgeführten Museumsführungen eingestellt, weil wegen der Gefährdung durch den zunehmenden Luftkrieg die wertvollsten Kunstgegenstände des Schlosses vor möglichen Kriegseinwirkungen geschützt werden sollten. Außerdem waren auf der Grundlage des Gesetzes über Sachleistungen für Reichsaufgaben von 1939 – Reichsleistungsgesetz – Räume des Schlosses beschlagnahmt worden, um wichtige anderweitig ausgelagerte Unterlagen dort unterzubringen.
Im August 1943 wurden nach der Bombardierung Hamburgs 160 Bewohner des Altenheims Elim im Dachgeschoss des Schlosses untergebracht, die dann dort bis 1958 eine Unterkunft fanden. Im Laufe der nächsten zwei Jahre wurden über 240 Flüchtlinge hier eingewiesen, die unter teilweise katastrophalen Umständen eine notdürftige Bleibe im Schloss fanden. Besonders die ab 1946 im Rittersaal untergebrachten fast 100 Flüchtlinge mussten etwa fünf Jahre unter extremen Bedingungen dort leben. Neben den äußerst beengten Wohnverhältnissen und unzureichenden sanitären Einrichtungen hatten sie auch noch große Probleme mit Ratten und Mäusen, Wanzen, Flöhen, Läusen und Kakerlaken. Wegen der Größe des Rittersaals und auch wegen fehlenden Heizmaterials war dieser nicht ausreichend zu beheizen Die Flüchtlinge haben dort besonders in den strengen Wintern 1945 / 46 und 1946 / 47 erbärmlich frieren müssen.
Das Ausmaß des Flüchtlingsproblems lässt sich anhand der Zahlen verdeutlichen: Bis zum Herbst 1944 wuchs die Einwohnerzahl Eutins durch den Zuzug von Bombengeschädigten von ca. 9.000 um 1939 auf über 11.000 Einwohner, und bis zum Kriegsende Mai 1945 wuchs die Einwohnerzahl durch die Massenflucht aus den Ostgebieten auf fast 20.000. Erst mit der langsam beginnenden Bautätigkeit und der damit verbundenen Verbesserung der allgemeinen Wohnungssituation entspannten sich diese Umstände Anfang der 1950er Jahre zumindest etwas für die Flüchtlinge im Eutiner Schloss.
